Entdecke Deine innere Stärke: Buteyko vs. Wim Hof

Als Verfechterin und Atem-Instruktorin der Buteyko Methode habe ich mich kürzlich dazu entschlossen, mich mit der Wim Hof Methode auseinanderzusetzen. Bekannt als der "Iceman", hat Wim Hof eine Methode entwickelt, die auf drei grundlegenden Prinzipien basiert:

  • regelmässige Kälteexposition

  • tägliche Atemübungen

  • ein tiefes Vertrauen in sich selbst und seine Fähigkeiten

Die Wim Hof Methode beginnt mit einer Atemtechnik, die eine tiefe Bauchatmung mit anschliessendem Anhalten des Atems für etwa 1 Minute oder länger kombiniert. Dies ist nichts weiter als eine mehr oder weniger sanfte Hyperventilation, da durch die relativ raschen und vollen Atemzüge vermehrt Kohlendioxid abgeatmet wird und der pH-Wert des Blutes ins Alkalische verschoben wird. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass Wim Hof darauf achtet, die Hyperventilation nicht zu extrem zu gestalten, um unangenehme Nebenwirkungen zu vermeiden. Mit dem Wissen der Buteyko Methode praktiziere ich diese Übung nur durch die Nase, was Wim Hof für Anfänger auch empfiehlt. Wichtig ist auch, in den Bauch hinein zu atmen, also eine Zwerchfell-Atmung zu praktizieren.

Nach der Atemanhaltung fühle ich mich stark und spüre wie das Vertrauen in meinen Körper steigt. Es bereitet sich ein Gefühl von Ruhe und Stille aus, gleichzeitig fühlt es sich so an, als würden alle Zellen meines Körpers besser durchblutet werden.

Wie oben schon erwähnt, ist dieses Phänomen ziemlich einfach erklärt. Bei einer starken, vollen Atmung (oder Hyperventilation) wird Sauerstoff eingeatmet und auch viel Kohlendioxid (CO2) abgeatmet. Der Blut ph-Wert verschiebt sich ins Alkalische, wird also basisch.

Wichtig zu wissen: der ph-Wert des Blutes sollte für optimale Gesundheit im Gleichgewicht sein. Sobald der Wert zu basisch oder zu sauer wird, fallen wir in Ohnmacht.

Jede Zelle unseres Körpers braucht Sauerstoff, um ihre «Arbeit» zu tun und Kohlendioxid (CO2) entsteht als sogenanntes Abfallprodukt. Wenn nach einer Phase des starken Abatmens von CO2 die Atmung angehalten wird, wird dem Blut nach und nach wieder Kohlendioxid (CO2) hinzugefügt, so kommt der ph-Wert des Blutes wieder ins Gleichgewicht.

Wenn das Blut zu basisch ist, wird Sauerstoff schlechter an die Zellen abgegeben, dies führt zu Sauerstoffunterversorgung zuerst bei den Extremitäten und dem Grosshirn. Dies erklärt das Kribbeln und ev. das leicht abgehobene, schwindlige Gefühl im Kopf. Wenn wir dann den Atem anhalten gelangt wieder mehr Kohlendioxid ins Blut, der ph-Wert kommt wieder ins Gleichgewicht, so gelangt Sauerstoff wieder besser in jede einzelne Zelle unseres Körpers und die Durchblutung wird optimiert.

Auch wenn das Ganze biochemisch relativ einfach erklärt werden kann, ist dieses Gefühl der Kontrolle und der inneren Stärke sehr faszinierend.

Die regelmässige Gewöhnung an die Kälte ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Wim Hof Methode. Indem wir uns langsam und stetig der Kälte aussetzen und lernen, in dieser Umgebung zu entspannen, stärken wir nicht nur unseren Körper, sondern auch unseren Geist. Unser Selbstvertrauen wächst, wenn wir merken, dass wir mehr aushalten können als wir zuvor für möglich gehalten haben.

Der dritte und vielleicht wichtigste Punkt der Wim Hof Methode ist der Glaube an uns Selbst und unseren eigenen Willen, Herausforderungen anzunehmen und zu meistern. Durch das körperliche Training mit der Atmung und der Kälte erweitern wir unsere mentale Kapazität und erkennen, dass wir zu erstaunlichen Leistungen fähig sind. Dieses gesteigerte Vertrauen in uns Selbst ermöglicht es, immer extremere Situationen zu meistern und unsere Grenzen kontinuierlich zu verschieben.

Ich sehe auch hier wieder Parallelen zur traditionellen Yogalehre, da spielen nebst anderen auch die folgenden drei Komponenten eine wesentliche Rolle:

  • Atemübungen (Pranayamas) schulen das Atembewusstsein und Kumbhaka, also Atemanhaltungen, sind ein wichtiger Bestandteil des Pranayama.

  • Meditation, bzw die Fähigkeit, die eigenen Gedanken und Emotionen wahrzunehmen, ohne sich damit zu identifizieren.

  • Den Körper fordern – bei Wim Hof mit Kälte, im Yoga mit körperlichen Übungen.

Mein Fazit: Wenn man bereits ein gewisses Atembewusstsein hat und die Grundlagen der Nasen-Zwerchfellatmung beherrscht, kann diese Methode eine fantastische Herausforderung darstellen. Kombiniert mit dem Wissen und Verständnis der biochemischen Prozesse im Körper, sowie dem Praktizieren einer funktionalen Atmung im Alltag, wie es in der Buteyko Methode gelehrt wird, kann die Erfahrung noch bereichernder sein.

Persönlich werde ich die Wim Hof Methode weiter ausprobieren und sie mit der Buteyko Methode kombinieren. Ich freue mich darauf, meine Erkenntnisse mit Euch zu teilen. Und ja, mit den kalten Duschen im Sommer zu starten ist sicher von Vorteil, wenn man eigentlich heisse Duschen liebt 😉

In diesem Sinne: Vertraut auf Euch selbst und Euren Körper, geht entspannt an Eure Grenzen heran und entdeckt die unglaubliche Stärke, die in Euch steckt.

Herzlich,

Martina

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